Samstag, 19. März 2011

Bücher selber binden

Das sog. Lumbeck-Verfahren habe ich jetzt schon einige Male zum Binden und Archivieren z.B. von Skripten oder Ringbuch-/Kalendereinlagen angewandt. Entscheidend ist der Einsatz von speziellem Buchbinderleim, den man aber online preiswert bestellen kann (z.B. hier). Die mit einfachsten mechanischen Hilfsmitteln hergestellten Bindungen halten um ein Vielfaches besser und länger als alle Leimbindungen, die ich ich während meines Studiums in Copy-Shops habe anfertigen lassen. Während die Eigenbindungen problemlos ein Aufschlagen des Werkes zulassen, haben die damals im Copy-Shop geleimten Skripte bei einer erste Strapazierung schon einzelne Seite verloren. Meine Vermutung: Die Verleimung erfolgte nur auf dem flachen Rücken des Papierblocks und bot deshalb nicht viel mehr Haltbarkeit als ein Abreißblock.
Der einfache Clou bei der Lumbeck-Methode besteht jedoch darin, den Papierblock durch ein Herunterbiegen am Rücken aufzufächern, so dass der Leim nicht nur die Seitenflächen des Papiers sondern auch einen kleinen Teil der Papieroberfläche benetzen kann. Zusammengepresst hält das genausogut wie z.B. bei einem Taschenbuch. Mein dickstes Bindeprojekt war ein Skript von 250 A4 - Blättern, das perfekt zusammenhält und problemlos in der Mitte ganz auf geschlagen werden kann.
Hier ein paar hilfreiche links:
Hier ein Video, indem nebenbei das Buchbinden mit der Fadenheftung gezeigt wird:

Donnerstag, 10. März 2011

Bahnstreik: Symptom neoliberaler Irrwege

Warum regen sich die Pendler darüber auf,
„(...) dass eine kleine Clique von 20.000 Leuten die gesamte Republik erpresst.“ (WAZ online) ?
Die Bahn und ihre Angestellten sind politisch mit Absicht zu einem ganz gewöhnlichen Privatbetrieb umgestaltet worden. Die vom Volk gewählten Politiker waren es, die grundlegende Infrastrukturaufgaben wie den Personentransport auf der Schiene den Regeln des Marktes unterwerfen wollten!
Es soll einmal Zeiten gegeben haben, in denen man ebenso absichtlich die Leistungen der Grundversorgung unter die Kontrolle des Staates gestellt hat, um sie im Notfall garantieren zu können. Und zwar mit einer arbeitsrechtlich entsprechenden Anstellungsvariante - dem Beamten! Der darf nämlich nicht streiken, bekommt hierfür aber andere Privilegien.
Den Lokführern und dem gesamten übrigen Bahnpersonal sind diese Privilegien bewußt genommen worden. Was führ einen Grund sollte es also für diese Menschen geben, NICHT zu streiken, wenn auf der anderen Seite der Marktmechanismus voll greift und bei den Bahngesellschaften zu einem Dumpinglohnwettbewerb führt?
Im Gegenteil: Sie folgen nur der Systemlogik, die wir über unsere neoliberalen Politiker erst etabliert haben! Wir können aber nicht dasselbe wollen und gleichzeitig nicht wollen.
Die GDL hat durch die Wichtigkeit ihrer wenigen Mitglieder für das Gemeinwohl natürlich eine überdurchschnittlich große Machtstellung. Andere Berufsgruppen sollten von diesem Ausnahmefall aber lernen und erkennen, dass sich durch den Zusammensschluss und die Streikwilligkeit etwas bewegen läßt. Ein flächendeckender Streik der Krankenschwestern und Kita-Erzieherinnen wäre gut für Deutschland. Dann würde so mancher Banker erkennen, wie systemrelevant die unterbezahlte Erzieherin ist, bei der er morgens pünktlich seinen Sprößling abgeben möchte - und wie problemlos man im Gegensatz auf seine eigene Leistung mal für ein paar Tage verzichten könnte! Ein Erzieherinnen-Streik wäre noch mächtiger als der von Lokführern, weil die Menschen nicht nur verspätet zur Arbeit gehen könnten sondern gleich zu Hause bei ihren Kindern bleiben müssten! Vielleicht könnte hierdurch so manches Ungleichgewicht in unserer Wirtschafts- und Sozialordnung wieder neu justiert werden. Denn eines ist klar: der eine kann nicht mehr bekommen, ohne dass ein anderer weniger erhält. Und da keiner freiwillig gibt, ist das Wirtschaftsleben ein Kampf. Und die GDL kämpft einfach gut, das muss man ihr lassen.

Mittwoch, 9. März 2011

Enoch zu Guttenberg vermisst Mitmenschlichkeit

BILD.de verbreitet folgende Vaterworte des Enoch zu Guttenberg zu dem aufgedeckten Betrug und der Hochstapelei seines Sprößlings Karl Theodor zu Guttenberg:
„Ich bin enttäuscht vom Geifer und Jagdrausch. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Und ich habe Angst um den verbliebenen Rest der Mitmenschlichkeit in unserem politischen System". (Bild.de)
Ja sowas! Ich hätte zu allerst einmal angenommen, dass er enttäuscht ist von seinem Sohn, seiner Erziehung, seinem Ex-Verteidigungsminister.
Zur Mitmenschlichkeit gehört nach meiner Ansicht auch gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Anständigkeit. Herr Guttenberg jun. hat durch seine Arroganz, Machtversessenheit und sein Blendertum diese grundlegenden Tugenden bewußt mißachtet - nicht seine Kritiker. Und dann kommt Vater Baron in der BILD um die Ecke und prangert an, dass das "System" in einen Geifer und Jagdrausch verfällt? Ja, was nehmen die denn für einen Stoff auf ihrem Schlösschen? Das ist ja schon ein Familientrip!
Schreibt dem Vater unseren gefallenen Messias doch mal, was Ihr von der wunderbaren Titelvermehrung des Sohnes haltet:  info@enochzuguttenberg.de

Sonntag, 6. März 2011

Ein Blick in die europäischen Zeitungen - auf Deutsch!

Habe eine sehr interessante Seite gefunden, die nichts weiter enthält als eine Kompilation von Artikeln europäischer Zeitungs- und Nachrichtenportale ABER: übersetzt ins Deutsche! Ihr Name: presseurop (http://www.presseurop.eu/de)
Die Beiträge beschränken sich nicht nur auf Politik sondern decken, soweit ich bisher sehen konnte, den gesamten Bereich der Berichterstattung über Wirtschaft, Gesellschaft bis zur Kultur ab. Erstes Urteil: Empfehlenswert!

Samstag, 5. März 2011

Aktion Mensch = Aktion Gottschalk: Kündigen!

Also ganz ehrlich: Wenn Frank Elstner und Thomas Gottschalk für soziale Projekte im Fernsehen Werbung gemacht haben, war ich bisher der festen Überzeugung, dass sie hier ihre Popularität selbstverständlich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, um Menschen zu helfen, die auf der (wirtschaftlichen) Schattenseite der Gesellschaft leben müssen. Guten Gewissens habe ich monatlich das Geld für ein Los der "Aktion Mensch" von meinem Konto abbuchen lassen. Aber das war wohl etwas naiv:
"Ein Blick zum ZDF. Auch die „Aktion Mensch“, die 1964 unter dem Namen „Aktion Sorgenkind“ auf Initiative des langjährigen Moderators der ZDF-Sendung „Gesundheitsmagazin Praxis“ Hans Mohl gegründet wurde, wirbt mit einem prominenten Gesicht für sich. Thomas Gottschalk verkündet im ZDF jeden Sonntag um 19 Uhr 28 die Wochengewinner der Lotterie und stellt die sozialen Projekte vor, die mit den Erlösen gefördert werden. Auch er erhält dafür ein marktübliches Honorar." (Quelle: Tagesspiegel Online)
Ein "marktübliches Honorar" - da kann sich bei dem Marktwert eines Thomas Gottschalk jeder vorstellen, was das wohl bedeutet. Klar muss die Lotterie Werbung machen, die marktüblichen Kosten einer Werbeagentur finde ich ja auch nicht verwerflich. Aber muss man Gottschalk, Elstner und Lierhaus ganze Vermögen noch zusätzlich in den Rachen werfen? Gibt es wirklich keine "Celebreties", die für ehrenamtliche Werbung gewonnen werden könnten?
Eine einfache Lösung: Das Los der Aktion Mensch kündigen! Ist bereits mit Angabe der Gründe geschehen, Spenden kann man auch woanders!
Kündigung kann per Email gesendet werden an: lotterie@aktion-mensch.de 
Man erhält dann folgende Antwortmail:
"Sehr geehrter Herr [N.N.],
vielen Dank für Ihre Mail vom 28.02.2011.
Ihre Kündigung haben wir vermerkt. Leider hat sich die Bearbeitung der Kündigung mit dem letzten Einzug für März 2011 überschnitten. Weitere Einzüge werden für Ihr Los nicht erfolgen.Wir bitten um Ihr Verständnis.
Auch die Aktion Mensch, als die größte Soziallotterie und größte Förderorganisation in Deutschland, ist davon abhängig, wie hoch ihr Bekanntheitsgrad ist, um sich ständig gegenüber anderen Lotterien am Markt behaupten zu können.
Über 90 Prozent der Erlöse der Aktion Mensch e. V. stammen aus dem Losverkauf, nur etwa 10 Prozent sind reine Spenden. Deshalb ist es auch für die Aktion Mensch immens wichtig, für die Lotterie und den Loskauf zu werben.
Weniger zu werben würde bedeuten, auch weniger Lose zu verkaufen und dies hätte zur Folge, dass weniger Geld für soziale Projekte bereitgestellt wird.
Eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wie Herr Gottschalk genießt einen hohen Bekanntheitsgrad in allen Schichten der Bevölkerung und kommt unserem Anliegen, „in aller Munde zu sein“, sehr entgegen. Natürlich erhält Herr Gottschalk für sein Engagement ein marktübliches Honorar, um seine Tätigkeit und den damit verbundenen hohen Aufwand und erhebliche Repräsentationspflichten zu vergüten. Über die Höhe des Honorars machen wir aus Gründen der Vertraulichkeit keine Angaben.
Wir können Ihnen aber versichern, dass sich die Unterstützung von Herrn Gottschalk seit Jahren positiv auf den Verkauf unserer Lose auswirkt und somit der Aktion Mensch einen sehr großen Nutzen bringt.

Wir hoffen, dass diese Ausführungen unseren Standpunkt zur Verpflichtung von Herrn Gottschalk verständlicher machen und danken Ihnen für Ihre bisherige und hoffentlich auch zukünftige Unterstützung.
Falls Sie sich für weitere Details zur Aktion Mensch interessieren, möchten wir Ihnen unseren Jahresbericht auf unserer Website unter
http://www.aktion-mensch.de/ueberuns/jahresbericht2009/index.php empfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag"

Viele warme Worte, oder? In der Sache nix Neues!

Donnerstag, 3. März 2011

"Guttenberg-Fans machen digital mobil"

... so titelt tagesschau.de heute abend.
Ja, es sind "Fans" von Guttenberg, die sich da bemerkbar machen und diese Bezeichnung ist vielsagend:
"Das Wort „Fan“ [fɛn] (englisch fan [fæn], von fanatic „Fanatiker“) ist aus dem Englischen in mehrere Sprachen übertragen worden (...)." (Wikipedia)
Und weiter:
"Fanatismus im engeren Sinn ist durch das unbedingte Fürwahrhalten der betreffenden Vorstellung und meistens durch Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung gekennzeichnet. Der Fanatiker will häufig andere von seinen Ansichten überzeugen („missionarischer Eifer“), lässt jedoch seinerseits keinerlei Zweifel an der Richtigkeit und dem besonderen Wert seiner Überzeugungen zu. Vielmehr verteidigt er sie vehement gegen jede Infragestellung und ist dabei einer vernünftigen Argumentation nicht zugänglich. Die betreffende Vorstellung ist seinem kritischen Denken bzw. Reflexionsvermögen entzogen. Damit verbundene negative Konsequenzen für sich selbst oder andere werden als solche nicht erkannt bzw. anerkannt." (Wikipedia)
Hier hat ein Blender einen großen Teil unserer Bevölkerung durch sein Auftreten derart emotional manipuliert, dass sie für rationale Kritik nicht mehr empfänglich sind und sein wollen. Hunderttausende Menschen sind scheinbar weder intellektuell in der Lage noch emotional willens, die Vermessenheit und Dreistigkeit eines Mannes zu konstatieren, der eines der höchsten und verantwortungsvollsten Staatsämter ausfüllt. Hier liegen massive Zweifel an der charakterlichen Geeignetheit eines Menschen vor, die mit Schlagwörtern wie "politisches Ausnahmetalent" einfach weggewischt werden sollen.
Ich habe in keiner der Diskussionen in den lezten Wochen auch nur ein plausibles Argument für diese Ausnahmestellung des Herrn Ex-Doktors zu Guttenberg gehört - außer seiner Beliebtheit. Aber Beliebtheit ist doch nun wirklich kein politischer, demokratischer Wert an sich. Es kommt doch darauf an, worauf die Beliebtheit gründet! Demagogen, Verbrecher und Diktatoren waren in der Geschichte auch häufig (zunächst) beliebt. Das einzige Talent, dass Herr Guttenberg fraglos besitzt ist ein rhetorisch-schauspielerisches - was er im Übrigen mit allen guten Hochstaplern und Betrügern teilt: Besäßen sie es nicht, wären sie keine Hochstapler und Betrüger. Es macht deshalb ja auch keinen Sinn, einem Betrüger vor Gericht zugute zu halten, dass er ja eine gute Figur macht und immer sehr überzeugend auftritt - hätte er nicht überzeugt, wäre der Betrug, also die Täuschung gar nicht erst gelungen!
Aufwachen liebe Mitbürger! Der Mann hat bisher aus meiner Sicht keine politische Lebensleistung erbracht. Er hat eine Aura erzeugt, mehr nicht! Und Teil dieser Inszenierung war ganz offensichtlich der Versuch, sich mit einem akademischen Grad zu schmücken, den er mit eigener Leistung nicht erringen konnte. Da war er schon Bundestagsabgeordneter, es ist also keine Jugendsünde sonder Teil der Karriereplanung.
Spätestens nach den klaren Worten von Prof. Lepsius und der mehr oder minder offenen Kritik unseres zweithöchsten Staatsmannes, Herrn Bundestagspräsidenten Lammert (Sargnagel für unsere Demokratie), muss allen informierten Mitbürgern klar geworden sein, dass Herr Guttenberg die Öffentlichkeit bewußt getäuscht hat und für ein Ministeramt oder höheres komplett disqualifiziert ist.
Wer jetzt noch ernsthaft seine Rückkehr fordert, ist tatsächlich ein Fan, ein Fanatiker, ein Mensch, der entweder uninformiert bzw. desinformiert oder schlichtweg ignorant und unzugänglich für rationale Argumente ist. Beide Eigenschäften bilden die Grundlage einer stabilen, ausgewogenen Demokratie. Dass ein so großer Anteil der Bevölkerung sie offenbar nicht besitzt oder wertschätzt, ist bedauerlich und zugegebenermaßen auch etwas angsteinflößend! 

Dienstag, 1. März 2011

Guttenbergs Rücktritt - ein guter Tag für Deutschland!

Aber leider nur ein Abgang zweiter Klasse: Sein schauspielerisches Genie (andere nennen es sein "politisches Ausnahmetalent") hat den unvermeidlichen Abgang in die mitleidsheischende, eigenmächtige und tragische Entscheidung eines Märtyrers gewendet. Hut ab vor dem Barden!

Nein, es hätte anders laufen müssen: Direkt nach Erhärtung der Vorwürfe wäre ein Ultimatum der Kanzlerin für den folgenden Tag fällig gewesen. Entweder klarer, eigener Rücktritt oder Entlassung aus dem Kabinett. Das hätte unserer Demokratie gut angestanden. Die Beliebtheitsumfragen? Zählen vor Gericht genausowenig wie beim TÜV. Wenn die Sachlage hinreichend klar ist, gilt es zu entscheiden. Das ist der Makel, der an Merkel haften bleibt.

So ist es nur der Versuch von Macht- und Prestigeerhalt. Der Abtritt eines Popstars, inszeniert und mit gezieltem Einsatz von vermeintlich intimen Gefühlen ("Grenze der Kraft erreicht usw."). Kein Wort des Schuldeingeständnisses, weiteres Reden von "Fehlern" trotz der erdrückenden Beweise.

Das ist Theater, Ende des 1. Aktes mit der Erwartung, spätestens im 3. Akt unter Jubel der Zuschauer wieder aus den Kulissen auf die Bühne zu treten.
Ich hoffe, das Internet lernt bis dahin nicht das Vergessen und diese Blogeinträge werden genauso wieder bei Google auftauchen wie alle anderen Berichte und Kommentare, wenn man in 10 Jahren das Wort "Guttenberg" eintippt!