Montag, 28. Februar 2011

Die Zwei-Körper-Theorie der Bundesregierung (FAZ.net)

"Die Zwei-Körper-Theorie der Bundesregierung, wonach Guttenberg als Promovend nicht gewusst habe, was er tue, als Verteidigungsminister aber selbstverständlich Herr der Lage sei, ist zu abgehoben, als dass sie der Normalbürger à la longue nachvollzöge. Das fortgesetzte Leugnen einer Täuschungsabsicht einerseits, das Bestreiten eines schludrigen Ghostwriters andererseits zeugen von einem Realitätsverlust, der für jede Kommandohöhe disqualifiziert." (FAZ.net, Hervorhebung: Krittel)
Wenn selbst die FAZ den Minister für "jede Kommandohöhe" für "disqualifiziert" hält, dann bleibt er nicht im Amt, jede Wette! Das kostet möglicherweise auch Mutti Merkel eine weitere Amtszeit!
Wer die sinkende MS Guttenberg mit Kapitänin Merkel jetzt nicht rechtzeitig verlässt, läuft Gefahr, politisch zu ertrinken. Mal schauen, welche Ratten den Kahn zuerst verlassen!

Der geborene - oder besser: erzogene - Blender

Im Allgemeinen halte ich die biographische Betrachtungsweise für eine der stärksten Instrumente zum Verständnis einer Person und ihrer Verhaltensweisen. So auch bei Guttenberg:
"Als 13-Jähriger hält Guttenberg seine ersten öffentlichen Reden. Auf Feuerwehrfesten und Beerdigungen zwar nur, aber immerhin. Es gehe, trichtert ihm der Vater ein, "nicht darum, was die Leute hören wollen, sondern wie". Karl-Theodor habe das gleich beherrscht." (SZ.de, Hervorhebungen durch Krittel)
Und was die fachliche Substanzlosikgeit seines Handelns betrifft, die bereits in einem vorangegangen Blogartikel vermutet und deren genaue Kenntnis seinen Abgeordneten-Kollegen von mir unterstellt wird, freue ich mich über die Bestätigung der beiden FAZ-Biographen:
"Erhellend sind die Studien über Guttenberg als Wirtschaftsminister - ein skurriles Kapitel seiner Karriere, denn wenn man den Autoren glauben darf, hatte Guttenberg denkbar wenig Ahnung von seinem Metier. Seine Referenz, im eigenen Familienbetrieb Erfahrung gesammelt zu haben, erweist sich als Windei.(...) Der Wirtschaftsminister erscheint wie ein Geck mit aufgeblasener Vita." (SZ.de, Hervorhebungen durch Krittel)
Der Autor des SZ.de-Artikels endet mit der Feststellung: "(...)filmreif wäre diese Felix-Krull-Geschichte allemal." (SZ.de) Ich gebe zu, dass ich kein Thomas Mann-Fan bin und mir die Lektüre von "Tod in Venedig", "Der Zauberberg" und den ersten hundert Seiten von "Joseph und seine Brüder" wahrscheinlich dauerhaft genug dieser Kost sein werden. Aber auch die Inhaltsangabe auf Wikipedia erhärtet den Verdacht, dass an der Analogie von Guttenberg und Felix Krull etwas dran ist:
"Eine Zeit lang entwendet Felix hin und wieder Süßigkeiten aus einem Delikatessengeschäft. Als Diebstahl möchte er das jedoch nicht bezeichnet wissen. Dies sei ein abgenutztes Wort, das nur für den Pöbel gelte, nicht aber für seine Tat, die Tat „eines vom Schicksal Begünstigten“." (Wikipedia)

Guttenbergs Examensnote: Befriedigend im unteren Bereich

In den letzten Tagen war es mir nicht gelungen, die Examensnote unseres Lügen-Barons im Netz zu recherchieren. SZ.de klärt jetzt auf:
"Wie es hieß, sei Guttenbergs juristisches "Prädikatsexamen", mit dem er auch in seinem Lebenslauf warb, nur ein sogenanntes "kleines Prädikat" mit der Note "befriedigend" im "unteren Bereich"." (SZ.de)
Befriedigend im unteren Bereich, das ist - trotz juristischer Noteneigenarten und einer Prüfung in Bayern kein Ruhmesblatt und gibt so absolut gar keinen Hinweis auf einen schlummernden "summa cum laude"-Aspiranten. Ein paar Pünktchen weniger und eine Promotion wäre selbst mit Ausnahmegenehmigung nicht möglich gewesen.
Dass Zeitungen auch Bilder sprechen lassen können, beweist das Portrait von Guttenberg über dem Artikel. Zwar setzt er sein Dandy-Lächeln auf, aber inzwischen auf ein Gesicht, das von dem abstrusen Durchhaltewillen gegen alle Realitäten der letzten Wochen inzwischen gezeichnet ist. Es will uns sagen: Die Substanz hinter der Fassade stürzt in sich zusammen.

Sonntag, 27. Februar 2011

Guttenberg zum Psychologen!

Der Oberbefehlshaber unserer Armee ist ein Fall für den Psychologen.

Das sagt sinngemäß niemand geringerer als der Nachfolger des Doktorvaters unsers Silvio Guttenberg, Herr Prof. Dr. Lepsius - Staatsrechtler aus Bayreuth. Und zwar nicht (wie die CDU/CSU-Abgeordneten) hinter vorgehaltener Hand sondern öffentlich im Bayrischen Fernsehen. Sein Interview ist unbedingt sehenswert:

Ein Statement, dass an Klarheit, analytischer Schärfe und Mut zu deutlichen Worten nichts zu wünschen übrig läßt - im Gegensatz zu dem schneidigen Hochstapler-Baron. Des Volkes Masse sieht in ihm aber diese Eigenschaften genauso gerne verkörpert, wie es an der Vorstellung von der Kinderliebe eines Micheal Jackson festhalten wollte, komme was da wolle.

Doch endlich regt sich der Widerspruch der deutschen Intelligenz, des aufgeklärten Bürgertums, das sich - unabhängig von parteipolitischer Ausrichtung - nicht von der Kanzlerin und ihren Schergen in Sippenhaft nehmen lassen will.
Gerade dieser Angela Merkel, die das Glück erleben dürfte, aus einer propagandagetragenen Diktatur befreit zu werden, einer Frau, die der Demokratie alles verdankt, was sie seitdem erreicht hat, gerade dieser Angela Merkel hätte niemand zugetraut, in die Instrumentkiste von Bananrepubliken und Unrechtsstaaten zu greifen. Sachverhalte günstig für die eigene Partei und Meinung auslegen, in Ordnung. Das ist Tageseschäft. Aber offensichtliche Wahrheiten in ihr Gegenteil verkehren und weitermachen, als ob nichts geschehen wäre, das berührt die Geschäftsgrundlage unserer demokratischen Ordnung.

So gesehen ist die Diskussion um Guttenberg um einiges wichtiger als die Hartz-IV Diskussion oder die gefallenen Soldaten in Afghanistan. Denn ist dieser Weg einmal gangbar, wird er künftigen Regierungen, ob CDU, SPD oder wem auch immer, erlauben, sich über rationale Grenzen und Kritik des Volkes und Parlamentes schlicht hinwegzusetzen. Dann zählen gefallene Soldaten im Zweifel gar nichts mehr, dann werden auch sie zu "handwerklichen Fehlern". Weitermachen! Fertig! 

Und das will sicherlich die ganz überwiegende Mehrheit unserer Mitbürger NICHT, auch wenn sie es dank Bild, bild.de und BAMS bisher noch nicht weiß!

Freitag, 25. Februar 2011

Vertraut Bosbach: Er kennt Guttenberg besser!

Als ich gestern der Diskussion bei Maybritt Illner im ZDF über den Hochstapler Guttenberg folgte, wunderte ich mich zuerst, dass ein aufrechter Demokrat wie Wolfgang Bosbach dafür plädierte, einen überführten Dieb geistigen Eigentums, den deutschen Silvio Guttenberg, im Amt zu belassen, damit er sich dort in den nächsten Jahren bzgl. seiner politische Glaubwürdigkeit durch "Kernerarbeit" wieder bewähren könne. Ausgerechnet Bosbach, dachte ich, dem man den Anspruch von politischer Kernerarbeit abnehmen möchte, setzt sich für einen überführten Hallodri und Täuscher so vehement ein? Kann das alleine auf Machtkalkül zurückgehen?

Nein! Plötzlich kam mir ein Gedanke, eine Hypothese, die möglicherweise zu der Erklärung beitragen kann, warum vermeintlich integre, konservative Personen wie Bosbach, Merkel etc. für ein Weitermachen eines Blenders und Ehrenwort-Brechers wie Guttenberg stimmen:

Sie vetrauen aus ihrer direkten Erfahrung und der Kenntnis des Silvio Guttenberg fest darauf, dass es gar nicht notwendig ist, ihn wegen der Täuschung im Promotionsverfahren abzuservieren und damit einen eigenen Imageverlust zu riskieren. Sie sind noch viel überzeugter als der Rest der Republik davon, dass Guttenberg ein Hochstapler ist und in den nächsten Monaten an den politschen Aufgaben ganz höchstselbst und von alleine scheitern wird!

Sie geben ihm jetzt scheinbar gnädig eine Erprobungszeit, in der sich - soviel scheint sicher -  seiner Blendwerkzeuge nicht mehr bedienen können wird.  Denn Bosbach & Co. sind zutiefst davon überzeugt, dass hier ein charakterliche verankerter, unkorrigierbarer Fehler  bei Guttenberg zutage getreten ist, eine Inkompetenz und Unfähigkeit zu Sacharbeit, die ihn in absehbarer Zeit POLITISCH scheitern lassen wird. Deshalb können sie getrost abwarten, bis er selber den unausweichbarnächsten Fehler begeh und sich dann zurücklehnen: KT, Du hast die Chance zur Erprobung gehabt und nicht genutzt. Jetzt ist das Maß voll - und tschüss!

Diese These würde auch das eher zurückhaltende Auftreten der konservativen bei den letzten Debatten erklären: Allen Abgeordneten ist klar, dass hier über Jahre ein Hans-Dampf Karriere gemacht hat und verschwinden muss. Nur: Die Linken haben Angst, er könne sich wieder fangen und weitermachen, die anderen sind Parteifreunde brauchen diese Angst nicht zu haben, denn sie kennen seine Substanzlosigkeit und warten einfach auf den nächsten Inkompetenzbeweis, der so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche!

(Siehe auch Kommentar zu einem Artikel in www.sz.de)

Mittwoch, 23. Februar 2011

Lügenbaron Guttenberg: Rücktritt, jetzt!

Guttenberg hat keine "Fehler" begangen sondern fremdes, geistiges Eigentum gestohlen! Ein Dieb macht bei der Ausübung seiner Tat keinen Fehler sondern begeht eine Straftat. So einfach ist das. Das Herumgeschwätze eines Halbjuristen Guttenberg würde vor keinem deutschen Strafrichter auch nur einen Hauch von Eindruck machen. Und sein Verweis auf die angeblich fehlende Täuschungsabsicht ist so zwecklos wie derselbe Versuch eines Betrügers vor dem Kadi - wenn der Nutzen der Täuschung so klar auf der Hand liegt, sinkt die Glaubhaftigkeit der Aussage gegen Null. Denn gerade hier ist Obacht angezeigt, weil der Betrüger sich eben durch Eloquenz und Schönrednerei auszeichnet: wie im richtigen Leben so auch in der Verteidigungsrede!

Wer einen objektiven Tatbestand wie die massiv plagiierten Stellen der Dissertation unseres Oberbefehlshabers auf den Tisch legt, hat mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit auch den subjektiven Willen zur Täuschung bei seiner Handlung gehabt. Ein butterweiches Dementi mit zerknirschter Schwiegermutter-Liebling-Visage ist da zu wenig und tatsächlich des Betruges zweiter Versuch!


Dann die Posse von dem Verzicht auf dem Titel! Übersetzt in ein Strafverfahren wird die Arroganz und Selbstherrlichkeit des Herrn von und zu offensichtlich:

"Herr Vorsitzender - angesichts des Fehlers, den ich bei dem unabsichtlichen Nichtbezahlen der vollgestopften Jackentaschen an der Kasse gemacht habe, sehe ich handwerkliche Fehler meines Einkaufs ein und verzichte nicht nur auf den Inhalt der Taschen sondern auch freiwillig für ein halbes Jahr auf meine Freiheit!"

Wie großmütig! Nach der Überführung in der Beweisaufnahme nutzt ein Geständnis nun wirklich nicht mehr viel! Hier wird zugegeben, was andere nachweisen mussten und angeboten, wozu ohnehin verurteilt wird!

Herr Guttenberg ist nicht in der Rechtsposition, auf seinen Doktrograd zu verzichten, zieht diese Version aber gnadenlos populistisch durch! Anstatt den Anstand und die tatsächliche Ehre zu wahren, sich reumütig zu zeigen und auf eine angemessene Sanktion der zuständigen Stellen zu warten.

Auch hier stellt er sich wieder einmal über die Regeln. Meine Vermutung: Ein Mensch mit so einer Charakterstruktur kann nicht anders. Er ist in seinem eigenen System gefangen, in einem familiären und soziopsychischen System, dass ihn dazu getrieben hat, eine plagiierte Doktorarbeit einzureichen und mit dieser Lüge zu leben, um Achtung und Liebe zu gewinnen. Hier sehen wir eine Fassade, die rhetorisch brillant ist, indem sie auf scheinbar Standhaftigkeit und Prinzipientreue beruht. Tatsächlich ist es die aus Not erworbene Fähigkeit, den Schein zu wahren, sich den Anforderungen aus dem Umfeld anzupassen, mit markigen Sprüchen Sachverhalte soweit zu vereinfachen, dass alles gut wird und ist - dafür liebt ihn das Volk! Und ich glaube, das braucht er zutiefst. Insofern ist er alles andere als ein Mensch wirklich unbequemer Wahrheiten. Denn die sind in der Regel komplex, nicht simpel, und verlangen ein Mindestmaß an Reflexivität. Selbstreflexion oder gar Selbstzweifel dürfen bei Karl Theodor aber ernsthaft nicht aufkommen.

Was müssen wir tun, damit diese Posse endlich aufhört und der Mann zurücktritt?

Montag, 21. Februar 2011

Volksverarschung durch Guttenberg

Laut tagesschau.de hat Guttenberg soeben folgendes geäußert:
"Ich habe diese Arbeit selbst geschrieben. Ich stehe dazu, aber ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich geschrieben habe", sagte er bei seiner ersten öffentlichen Rede seit Beginn der Affäre. (...) Er selbst habe die Promotion über das Wochenende noch einmal gelesen und festgestellt, dass sie fehlerhaft sei. Er habe "an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren". Jetzt entschuldige er sich bei allen, die er durch seine Fehler verletzt habe - auch bei seinem Doktorvater."
"Blödsinn", der mit "summa cum laude" bewertet wurde und den er erst jetzt als solchen erkennt? Obwohl er ihn sogar noch als Buch publiziert hat (da schaut man ja doch noch wenigstens mal drüber, bevor es in den Druck geht)? Und den Überblick über die Quellen verloren? Dann gibt man so eine Arbeit entweder wegen Überforderung gar nicht erst ab, oder täuscht ganz bewußt - nämlich entgegen der beigelegten schriftlichen Versicherung sauberen wissenschaftlichen Arbeitens!
Hier werden wir jetzt kräftig von jemandem für dumm verkauft, der seine Haut retten möchte. Unglaublich wie abgezockt Menschen sein können, wenn sie einmal ihren Anstand verloren haben.... Ich hoffe zunehmend, dass die moralischen Eliten des Landes diesem Trauerspiel bald ein Ende machen!

Lösung für Causa Guttenberg: Einführung des Dr. gutt. jur. !

Wie wäre folgender Lösungsvorschlag, bei dem alle ihr Gesicht wahren können:

In allen Promotionsordnungen wird neben dem Grad des "Dr. jur." ein neuer Grad eingeführt, sagen wir einmal ein "Dr. gutt. jur.", der auch in allen anderen Fakultäten angewendet werden kann (Dr. gutt. rer. nat., Dr. gutt. ing etc.).

So können auch alle Scharlatane und Blender bedenkenlos promoviert werden (Hr. zu Guttenberg erhält den Titel mit dem Zusatz: Dr. h.c. gutt. jur. wegen Anerkennung seiner Vorreiterstellung in dieser Hinsicht) und die statistische Anzahl von Wissenschaftlern in Deutschland steigt signifikant. Hat doch beim Bachelor auch geklappt, insofern wäre es eine stringente Bildungspolitik!! Wenn jeder Depp schon einen Uni-Abschluss bekommen kann, warum sollte ihm bei ausreichender Dreistigkeit ein Doktortitel vorenthalten bleiben.

(siehe auch: Tagesschau-Blog)

Markus Söder - besteht auch er den Plagiats-TÜV?

Markus Söder weist biographische Parallellen zu Herrn Dr. von und zu Guttenberg auf: Auch er hat nur das erste juristische Staatsexamen absolviert, was ihm die Befähigung zum Richteramt ebenso wie zum Staatsanwalt bzw. zur Anwaltszulassung versperrt. In entsprechenden Kreisen ist es ein gesellschaftliches Manko, kein "Volljurist" zu sein.
 
Also hat auch er - wie Hr. Dr. zu Guttenberg - eine Promotion angeschlossen, vermutlich, um diese Schwachstelle zu kompensieren - eine wissenschaftliche Karriere dürfte jedenfalls nicht die Motivation gewesen sein! (Dass es scheinbar leichter ist, einen Doktorgrad zu erwerben als ein juristisches Referendarexamen, sagt viel über die Qualitätsanforderung für diese Art von Promotionen aus!)
 
Vielleicht ist es schon aufgrund dieser Parallelen interessant, mal stichprobenweise ein "Söderplag Wiki" aufzumachen und die Dissertation von Markus Söder auf Plagiate zu überprüfen!
 
Vom Habitus könnte es passen. Und wenn nicht: dann wäre zumindest bewiesen, dass auch nebenberuflich ein ordentlicher Doktortitel erlangt werden kann und nicht notwendigerweise ein "Dr. gutt. jur."!

Samstag, 19. Februar 2011

Plagiator Guttenberg: Enttarnung eines Posers

Ich gestehe es unumwunden: Meine Freude darüber, dass Herr Noch-Dr. Karl Theodor zu Guttenberg des wissenschaftlichen Betruges und der selbstherrlichen Hochstapelei überführt werden ist groß. Und zwar deshalb, weil hier ein Habitus endlich einmal dingfest gemacht werden kann, der sich gewöhnlicherweise hinter einer Fassade von Erfolg, gesellschaftlichem Ansehen und Machtausübung verschanzt.

Ich habe es doch als Rechtsreferendar selbst erlebt, wie sich Anwälte einer großen Kanzlei durch studentische Hilfskräfte in großem Umfang zuarbeiten ließen, um neben ihrer eigentlich Arbeit den so ersehnten Doktortitel überhaupt - sagen wir einmal: zulegen konnten. Herr Guttenberg hatte faktisch neben seinen Ämtern und Pöstchen überhaupt keine ausreichende Zeit, eine fundierte wissenschaftliche Arbeit samt Recherche, Ausarbeitung und Korrektur abzuliefern, das ist jedem offensichtlich, der über eine akademische Ausbildung mit entsprechender Abschlussarbeit verfügt.

Hier wird die Lebenseinstellung einer arroganten, selbstherrlichen Schicht deutlich, die glaubt, es komme lediglich auf eine dauerhafte Pose an, die Haltung simulieren soll und der es letztlich nicht auf Inhalte ankommt. So wie die jungen Möchtegern-Gangsterrapper in den Vororten "posen", so post auch diese exaltierte, narzisstische Gruppe, die zu der vermeintlichen Elite zählen möchte.

Wer die Einübung dieser Fehl-Haltung in realiter kennenlernen möchte, möge sich nur einmal in die juristschen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten des Landes begeben (z.B. ins Jurdicum Bonn oder Münster) und dort, vornehmlich in den Cafeterien (!) die zu Guttenbergs und Guttenberginnen von morgen beobachten: In Minaturformat sitzen sie perfekt gestylt vor ihren Kaffeebechern und betrachten das Studium an sich als äußerst lästiges Vorspiel eines gesellschaftlichen Daseins, das sie doch eigentlich auch jetzt schon führen können. Und warum sie eigentlich noch keinen Adelstitel führen, ist ihnen selbst ein Rätsel.

Gewöhnlich kommt man diesen Schaumschlägern nicht so richtig bei. Sie überstrahlen ihre mittelmäßig bis schlechten Leistungen mit ihrem glänzend, öligen Schaum, den sie unablässig schlagen. Während das gesunde Selbst auch einmal unter Rückschlägen leidet, scheint ihr Ego gegen die Realität abgeschirmt zu sein, sobald diese unbequem zu werden droht. Irgendwie schaffen sie es, immer noch im letzten Moment die Kurve zu kriegen. Zechbrüder der Studentenverbindung geben Hausarbeiten den nötigen Schliff, Verbindungen des Herrn Papa vermitteln renommierte Praktia oder den ersten Job. So what?

Wie befreiend, wie beinahe biblisch gerecht wäre es, wenn jetzt endlich einmal ein Elite -Poser wie Karl Theodor von und zu Guttenberg dingfest gemacht würde, wenn ein vermeintlich ganz großer Volksliebling mit dieser zutiefst unmoralischen und gesellschaftsschädigenden Lebenshaltung stürzen würde.

Denn er steht für einen Typus von Karrierist, der in unserer Gesellschaft sehr gut verzichtbar ist, in juristischen Seminaren, in Parlamenten, in Gerichten, in Cafés und Skihütten und Banken und überhaupt. Sie sind die Kuckucks-Eier in unserem Nest, die wir ausbrüten und mit durchfüttern.. Dabie leben sie nicht nur von den Texten anderer Leute, sie speisen sich von unserer kritiklosen Verehrung ihrer Pose!