Donnerstag, 3. März 2011

"Guttenberg-Fans machen digital mobil"

... so titelt tagesschau.de heute abend.
Ja, es sind "Fans" von Guttenberg, die sich da bemerkbar machen und diese Bezeichnung ist vielsagend:
"Das Wort „Fan“ [fɛn] (englisch fan [fæn], von fanatic „Fanatiker“) ist aus dem Englischen in mehrere Sprachen übertragen worden (...)." (Wikipedia)
Und weiter:
"Fanatismus im engeren Sinn ist durch das unbedingte Fürwahrhalten der betreffenden Vorstellung und meistens durch Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung gekennzeichnet. Der Fanatiker will häufig andere von seinen Ansichten überzeugen („missionarischer Eifer“), lässt jedoch seinerseits keinerlei Zweifel an der Richtigkeit und dem besonderen Wert seiner Überzeugungen zu. Vielmehr verteidigt er sie vehement gegen jede Infragestellung und ist dabei einer vernünftigen Argumentation nicht zugänglich. Die betreffende Vorstellung ist seinem kritischen Denken bzw. Reflexionsvermögen entzogen. Damit verbundene negative Konsequenzen für sich selbst oder andere werden als solche nicht erkannt bzw. anerkannt." (Wikipedia)
Hier hat ein Blender einen großen Teil unserer Bevölkerung durch sein Auftreten derart emotional manipuliert, dass sie für rationale Kritik nicht mehr empfänglich sind und sein wollen. Hunderttausende Menschen sind scheinbar weder intellektuell in der Lage noch emotional willens, die Vermessenheit und Dreistigkeit eines Mannes zu konstatieren, der eines der höchsten und verantwortungsvollsten Staatsämter ausfüllt. Hier liegen massive Zweifel an der charakterlichen Geeignetheit eines Menschen vor, die mit Schlagwörtern wie "politisches Ausnahmetalent" einfach weggewischt werden sollen.
Ich habe in keiner der Diskussionen in den lezten Wochen auch nur ein plausibles Argument für diese Ausnahmestellung des Herrn Ex-Doktors zu Guttenberg gehört - außer seiner Beliebtheit. Aber Beliebtheit ist doch nun wirklich kein politischer, demokratischer Wert an sich. Es kommt doch darauf an, worauf die Beliebtheit gründet! Demagogen, Verbrecher und Diktatoren waren in der Geschichte auch häufig (zunächst) beliebt. Das einzige Talent, dass Herr Guttenberg fraglos besitzt ist ein rhetorisch-schauspielerisches - was er im Übrigen mit allen guten Hochstaplern und Betrügern teilt: Besäßen sie es nicht, wären sie keine Hochstapler und Betrüger. Es macht deshalb ja auch keinen Sinn, einem Betrüger vor Gericht zugute zu halten, dass er ja eine gute Figur macht und immer sehr überzeugend auftritt - hätte er nicht überzeugt, wäre der Betrug, also die Täuschung gar nicht erst gelungen!
Aufwachen liebe Mitbürger! Der Mann hat bisher aus meiner Sicht keine politische Lebensleistung erbracht. Er hat eine Aura erzeugt, mehr nicht! Und Teil dieser Inszenierung war ganz offensichtlich der Versuch, sich mit einem akademischen Grad zu schmücken, den er mit eigener Leistung nicht erringen konnte. Da war er schon Bundestagsabgeordneter, es ist also keine Jugendsünde sonder Teil der Karriereplanung.
Spätestens nach den klaren Worten von Prof. Lepsius und der mehr oder minder offenen Kritik unseres zweithöchsten Staatsmannes, Herrn Bundestagspräsidenten Lammert (Sargnagel für unsere Demokratie), muss allen informierten Mitbürgern klar geworden sein, dass Herr Guttenberg die Öffentlichkeit bewußt getäuscht hat und für ein Ministeramt oder höheres komplett disqualifiziert ist.
Wer jetzt noch ernsthaft seine Rückkehr fordert, ist tatsächlich ein Fan, ein Fanatiker, ein Mensch, der entweder uninformiert bzw. desinformiert oder schlichtweg ignorant und unzugänglich für rationale Argumente ist. Beide Eigenschäften bilden die Grundlage einer stabilen, ausgewogenen Demokratie. Dass ein so großer Anteil der Bevölkerung sie offenbar nicht besitzt oder wertschätzt, ist bedauerlich und zugegebenermaßen auch etwas angsteinflößend! 

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