Samstag, 19. März 2011

Bücher selber binden

Das sog. Lumbeck-Verfahren habe ich jetzt schon einige Male zum Binden und Archivieren z.B. von Skripten oder Ringbuch-/Kalendereinlagen angewandt. Entscheidend ist der Einsatz von speziellem Buchbinderleim, den man aber online preiswert bestellen kann (z.B. hier). Die mit einfachsten mechanischen Hilfsmitteln hergestellten Bindungen halten um ein Vielfaches besser und länger als alle Leimbindungen, die ich ich während meines Studiums in Copy-Shops habe anfertigen lassen. Während die Eigenbindungen problemlos ein Aufschlagen des Werkes zulassen, haben die damals im Copy-Shop geleimten Skripte bei einer erste Strapazierung schon einzelne Seite verloren. Meine Vermutung: Die Verleimung erfolgte nur auf dem flachen Rücken des Papierblocks und bot deshalb nicht viel mehr Haltbarkeit als ein Abreißblock.
Der einfache Clou bei der Lumbeck-Methode besteht jedoch darin, den Papierblock durch ein Herunterbiegen am Rücken aufzufächern, so dass der Leim nicht nur die Seitenflächen des Papiers sondern auch einen kleinen Teil der Papieroberfläche benetzen kann. Zusammengepresst hält das genausogut wie z.B. bei einem Taschenbuch. Mein dickstes Bindeprojekt war ein Skript von 250 A4 - Blättern, das perfekt zusammenhält und problemlos in der Mitte ganz auf geschlagen werden kann.
Hier ein paar hilfreiche links:
Hier ein Video, indem nebenbei das Buchbinden mit der Fadenheftung gezeigt wird:

Donnerstag, 10. März 2011

Bahnstreik: Symptom neoliberaler Irrwege

Warum regen sich die Pendler darüber auf,
„(...) dass eine kleine Clique von 20.000 Leuten die gesamte Republik erpresst.“ (WAZ online) ?
Die Bahn und ihre Angestellten sind politisch mit Absicht zu einem ganz gewöhnlichen Privatbetrieb umgestaltet worden. Die vom Volk gewählten Politiker waren es, die grundlegende Infrastrukturaufgaben wie den Personentransport auf der Schiene den Regeln des Marktes unterwerfen wollten!
Es soll einmal Zeiten gegeben haben, in denen man ebenso absichtlich die Leistungen der Grundversorgung unter die Kontrolle des Staates gestellt hat, um sie im Notfall garantieren zu können. Und zwar mit einer arbeitsrechtlich entsprechenden Anstellungsvariante - dem Beamten! Der darf nämlich nicht streiken, bekommt hierfür aber andere Privilegien.
Den Lokführern und dem gesamten übrigen Bahnpersonal sind diese Privilegien bewußt genommen worden. Was führ einen Grund sollte es also für diese Menschen geben, NICHT zu streiken, wenn auf der anderen Seite der Marktmechanismus voll greift und bei den Bahngesellschaften zu einem Dumpinglohnwettbewerb führt?
Im Gegenteil: Sie folgen nur der Systemlogik, die wir über unsere neoliberalen Politiker erst etabliert haben! Wir können aber nicht dasselbe wollen und gleichzeitig nicht wollen.
Die GDL hat durch die Wichtigkeit ihrer wenigen Mitglieder für das Gemeinwohl natürlich eine überdurchschnittlich große Machtstellung. Andere Berufsgruppen sollten von diesem Ausnahmefall aber lernen und erkennen, dass sich durch den Zusammensschluss und die Streikwilligkeit etwas bewegen läßt. Ein flächendeckender Streik der Krankenschwestern und Kita-Erzieherinnen wäre gut für Deutschland. Dann würde so mancher Banker erkennen, wie systemrelevant die unterbezahlte Erzieherin ist, bei der er morgens pünktlich seinen Sprößling abgeben möchte - und wie problemlos man im Gegensatz auf seine eigene Leistung mal für ein paar Tage verzichten könnte! Ein Erzieherinnen-Streik wäre noch mächtiger als der von Lokführern, weil die Menschen nicht nur verspätet zur Arbeit gehen könnten sondern gleich zu Hause bei ihren Kindern bleiben müssten! Vielleicht könnte hierdurch so manches Ungleichgewicht in unserer Wirtschafts- und Sozialordnung wieder neu justiert werden. Denn eines ist klar: der eine kann nicht mehr bekommen, ohne dass ein anderer weniger erhält. Und da keiner freiwillig gibt, ist das Wirtschaftsleben ein Kampf. Und die GDL kämpft einfach gut, das muss man ihr lassen.

Mittwoch, 9. März 2011

Enoch zu Guttenberg vermisst Mitmenschlichkeit

BILD.de verbreitet folgende Vaterworte des Enoch zu Guttenberg zu dem aufgedeckten Betrug und der Hochstapelei seines Sprößlings Karl Theodor zu Guttenberg:
„Ich bin enttäuscht vom Geifer und Jagdrausch. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Und ich habe Angst um den verbliebenen Rest der Mitmenschlichkeit in unserem politischen System". (Bild.de)
Ja sowas! Ich hätte zu allerst einmal angenommen, dass er enttäuscht ist von seinem Sohn, seiner Erziehung, seinem Ex-Verteidigungsminister.
Zur Mitmenschlichkeit gehört nach meiner Ansicht auch gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Anständigkeit. Herr Guttenberg jun. hat durch seine Arroganz, Machtversessenheit und sein Blendertum diese grundlegenden Tugenden bewußt mißachtet - nicht seine Kritiker. Und dann kommt Vater Baron in der BILD um die Ecke und prangert an, dass das "System" in einen Geifer und Jagdrausch verfällt? Ja, was nehmen die denn für einen Stoff auf ihrem Schlösschen? Das ist ja schon ein Familientrip!
Schreibt dem Vater unseren gefallenen Messias doch mal, was Ihr von der wunderbaren Titelvermehrung des Sohnes haltet:  info@enochzuguttenberg.de

Sonntag, 6. März 2011

Ein Blick in die europäischen Zeitungen - auf Deutsch!

Habe eine sehr interessante Seite gefunden, die nichts weiter enthält als eine Kompilation von Artikeln europäischer Zeitungs- und Nachrichtenportale ABER: übersetzt ins Deutsche! Ihr Name: presseurop (http://www.presseurop.eu/de)
Die Beiträge beschränken sich nicht nur auf Politik sondern decken, soweit ich bisher sehen konnte, den gesamten Bereich der Berichterstattung über Wirtschaft, Gesellschaft bis zur Kultur ab. Erstes Urteil: Empfehlenswert!

Samstag, 5. März 2011

Aktion Mensch = Aktion Gottschalk: Kündigen!

Also ganz ehrlich: Wenn Frank Elstner und Thomas Gottschalk für soziale Projekte im Fernsehen Werbung gemacht haben, war ich bisher der festen Überzeugung, dass sie hier ihre Popularität selbstverständlich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, um Menschen zu helfen, die auf der (wirtschaftlichen) Schattenseite der Gesellschaft leben müssen. Guten Gewissens habe ich monatlich das Geld für ein Los der "Aktion Mensch" von meinem Konto abbuchen lassen. Aber das war wohl etwas naiv:
"Ein Blick zum ZDF. Auch die „Aktion Mensch“, die 1964 unter dem Namen „Aktion Sorgenkind“ auf Initiative des langjährigen Moderators der ZDF-Sendung „Gesundheitsmagazin Praxis“ Hans Mohl gegründet wurde, wirbt mit einem prominenten Gesicht für sich. Thomas Gottschalk verkündet im ZDF jeden Sonntag um 19 Uhr 28 die Wochengewinner der Lotterie und stellt die sozialen Projekte vor, die mit den Erlösen gefördert werden. Auch er erhält dafür ein marktübliches Honorar." (Quelle: Tagesspiegel Online)
Ein "marktübliches Honorar" - da kann sich bei dem Marktwert eines Thomas Gottschalk jeder vorstellen, was das wohl bedeutet. Klar muss die Lotterie Werbung machen, die marktüblichen Kosten einer Werbeagentur finde ich ja auch nicht verwerflich. Aber muss man Gottschalk, Elstner und Lierhaus ganze Vermögen noch zusätzlich in den Rachen werfen? Gibt es wirklich keine "Celebreties", die für ehrenamtliche Werbung gewonnen werden könnten?
Eine einfache Lösung: Das Los der Aktion Mensch kündigen! Ist bereits mit Angabe der Gründe geschehen, Spenden kann man auch woanders!
Kündigung kann per Email gesendet werden an: lotterie@aktion-mensch.de 
Man erhält dann folgende Antwortmail:
"Sehr geehrter Herr [N.N.],
vielen Dank für Ihre Mail vom 28.02.2011.
Ihre Kündigung haben wir vermerkt. Leider hat sich die Bearbeitung der Kündigung mit dem letzten Einzug für März 2011 überschnitten. Weitere Einzüge werden für Ihr Los nicht erfolgen.Wir bitten um Ihr Verständnis.
Auch die Aktion Mensch, als die größte Soziallotterie und größte Förderorganisation in Deutschland, ist davon abhängig, wie hoch ihr Bekanntheitsgrad ist, um sich ständig gegenüber anderen Lotterien am Markt behaupten zu können.
Über 90 Prozent der Erlöse der Aktion Mensch e. V. stammen aus dem Losverkauf, nur etwa 10 Prozent sind reine Spenden. Deshalb ist es auch für die Aktion Mensch immens wichtig, für die Lotterie und den Loskauf zu werben.
Weniger zu werben würde bedeuten, auch weniger Lose zu verkaufen und dies hätte zur Folge, dass weniger Geld für soziale Projekte bereitgestellt wird.
Eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wie Herr Gottschalk genießt einen hohen Bekanntheitsgrad in allen Schichten der Bevölkerung und kommt unserem Anliegen, „in aller Munde zu sein“, sehr entgegen. Natürlich erhält Herr Gottschalk für sein Engagement ein marktübliches Honorar, um seine Tätigkeit und den damit verbundenen hohen Aufwand und erhebliche Repräsentationspflichten zu vergüten. Über die Höhe des Honorars machen wir aus Gründen der Vertraulichkeit keine Angaben.
Wir können Ihnen aber versichern, dass sich die Unterstützung von Herrn Gottschalk seit Jahren positiv auf den Verkauf unserer Lose auswirkt und somit der Aktion Mensch einen sehr großen Nutzen bringt.

Wir hoffen, dass diese Ausführungen unseren Standpunkt zur Verpflichtung von Herrn Gottschalk verständlicher machen und danken Ihnen für Ihre bisherige und hoffentlich auch zukünftige Unterstützung.
Falls Sie sich für weitere Details zur Aktion Mensch interessieren, möchten wir Ihnen unseren Jahresbericht auf unserer Website unter
http://www.aktion-mensch.de/ueberuns/jahresbericht2009/index.php empfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag"

Viele warme Worte, oder? In der Sache nix Neues!

Donnerstag, 3. März 2011

"Guttenberg-Fans machen digital mobil"

... so titelt tagesschau.de heute abend.
Ja, es sind "Fans" von Guttenberg, die sich da bemerkbar machen und diese Bezeichnung ist vielsagend:
"Das Wort „Fan“ [fɛn] (englisch fan [fæn], von fanatic „Fanatiker“) ist aus dem Englischen in mehrere Sprachen übertragen worden (...)." (Wikipedia)
Und weiter:
"Fanatismus im engeren Sinn ist durch das unbedingte Fürwahrhalten der betreffenden Vorstellung und meistens durch Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung gekennzeichnet. Der Fanatiker will häufig andere von seinen Ansichten überzeugen („missionarischer Eifer“), lässt jedoch seinerseits keinerlei Zweifel an der Richtigkeit und dem besonderen Wert seiner Überzeugungen zu. Vielmehr verteidigt er sie vehement gegen jede Infragestellung und ist dabei einer vernünftigen Argumentation nicht zugänglich. Die betreffende Vorstellung ist seinem kritischen Denken bzw. Reflexionsvermögen entzogen. Damit verbundene negative Konsequenzen für sich selbst oder andere werden als solche nicht erkannt bzw. anerkannt." (Wikipedia)
Hier hat ein Blender einen großen Teil unserer Bevölkerung durch sein Auftreten derart emotional manipuliert, dass sie für rationale Kritik nicht mehr empfänglich sind und sein wollen. Hunderttausende Menschen sind scheinbar weder intellektuell in der Lage noch emotional willens, die Vermessenheit und Dreistigkeit eines Mannes zu konstatieren, der eines der höchsten und verantwortungsvollsten Staatsämter ausfüllt. Hier liegen massive Zweifel an der charakterlichen Geeignetheit eines Menschen vor, die mit Schlagwörtern wie "politisches Ausnahmetalent" einfach weggewischt werden sollen.
Ich habe in keiner der Diskussionen in den lezten Wochen auch nur ein plausibles Argument für diese Ausnahmestellung des Herrn Ex-Doktors zu Guttenberg gehört - außer seiner Beliebtheit. Aber Beliebtheit ist doch nun wirklich kein politischer, demokratischer Wert an sich. Es kommt doch darauf an, worauf die Beliebtheit gründet! Demagogen, Verbrecher und Diktatoren waren in der Geschichte auch häufig (zunächst) beliebt. Das einzige Talent, dass Herr Guttenberg fraglos besitzt ist ein rhetorisch-schauspielerisches - was er im Übrigen mit allen guten Hochstaplern und Betrügern teilt: Besäßen sie es nicht, wären sie keine Hochstapler und Betrüger. Es macht deshalb ja auch keinen Sinn, einem Betrüger vor Gericht zugute zu halten, dass er ja eine gute Figur macht und immer sehr überzeugend auftritt - hätte er nicht überzeugt, wäre der Betrug, also die Täuschung gar nicht erst gelungen!
Aufwachen liebe Mitbürger! Der Mann hat bisher aus meiner Sicht keine politische Lebensleistung erbracht. Er hat eine Aura erzeugt, mehr nicht! Und Teil dieser Inszenierung war ganz offensichtlich der Versuch, sich mit einem akademischen Grad zu schmücken, den er mit eigener Leistung nicht erringen konnte. Da war er schon Bundestagsabgeordneter, es ist also keine Jugendsünde sonder Teil der Karriereplanung.
Spätestens nach den klaren Worten von Prof. Lepsius und der mehr oder minder offenen Kritik unseres zweithöchsten Staatsmannes, Herrn Bundestagspräsidenten Lammert (Sargnagel für unsere Demokratie), muss allen informierten Mitbürgern klar geworden sein, dass Herr Guttenberg die Öffentlichkeit bewußt getäuscht hat und für ein Ministeramt oder höheres komplett disqualifiziert ist.
Wer jetzt noch ernsthaft seine Rückkehr fordert, ist tatsächlich ein Fan, ein Fanatiker, ein Mensch, der entweder uninformiert bzw. desinformiert oder schlichtweg ignorant und unzugänglich für rationale Argumente ist. Beide Eigenschäften bilden die Grundlage einer stabilen, ausgewogenen Demokratie. Dass ein so großer Anteil der Bevölkerung sie offenbar nicht besitzt oder wertschätzt, ist bedauerlich und zugegebenermaßen auch etwas angsteinflößend! 

Dienstag, 1. März 2011

Guttenbergs Rücktritt - ein guter Tag für Deutschland!

Aber leider nur ein Abgang zweiter Klasse: Sein schauspielerisches Genie (andere nennen es sein "politisches Ausnahmetalent") hat den unvermeidlichen Abgang in die mitleidsheischende, eigenmächtige und tragische Entscheidung eines Märtyrers gewendet. Hut ab vor dem Barden!

Nein, es hätte anders laufen müssen: Direkt nach Erhärtung der Vorwürfe wäre ein Ultimatum der Kanzlerin für den folgenden Tag fällig gewesen. Entweder klarer, eigener Rücktritt oder Entlassung aus dem Kabinett. Das hätte unserer Demokratie gut angestanden. Die Beliebtheitsumfragen? Zählen vor Gericht genausowenig wie beim TÜV. Wenn die Sachlage hinreichend klar ist, gilt es zu entscheiden. Das ist der Makel, der an Merkel haften bleibt.

So ist es nur der Versuch von Macht- und Prestigeerhalt. Der Abtritt eines Popstars, inszeniert und mit gezieltem Einsatz von vermeintlich intimen Gefühlen ("Grenze der Kraft erreicht usw."). Kein Wort des Schuldeingeständnisses, weiteres Reden von "Fehlern" trotz der erdrückenden Beweise.

Das ist Theater, Ende des 1. Aktes mit der Erwartung, spätestens im 3. Akt unter Jubel der Zuschauer wieder aus den Kulissen auf die Bühne zu treten.
Ich hoffe, das Internet lernt bis dahin nicht das Vergessen und diese Blogeinträge werden genauso wieder bei Google auftauchen wie alle anderen Berichte und Kommentare, wenn man in 10 Jahren das Wort "Guttenberg" eintippt!

Montag, 28. Februar 2011

Die Zwei-Körper-Theorie der Bundesregierung (FAZ.net)

"Die Zwei-Körper-Theorie der Bundesregierung, wonach Guttenberg als Promovend nicht gewusst habe, was er tue, als Verteidigungsminister aber selbstverständlich Herr der Lage sei, ist zu abgehoben, als dass sie der Normalbürger à la longue nachvollzöge. Das fortgesetzte Leugnen einer Täuschungsabsicht einerseits, das Bestreiten eines schludrigen Ghostwriters andererseits zeugen von einem Realitätsverlust, der für jede Kommandohöhe disqualifiziert." (FAZ.net, Hervorhebung: Krittel)
Wenn selbst die FAZ den Minister für "jede Kommandohöhe" für "disqualifiziert" hält, dann bleibt er nicht im Amt, jede Wette! Das kostet möglicherweise auch Mutti Merkel eine weitere Amtszeit!
Wer die sinkende MS Guttenberg mit Kapitänin Merkel jetzt nicht rechtzeitig verlässt, läuft Gefahr, politisch zu ertrinken. Mal schauen, welche Ratten den Kahn zuerst verlassen!

Der geborene - oder besser: erzogene - Blender

Im Allgemeinen halte ich die biographische Betrachtungsweise für eine der stärksten Instrumente zum Verständnis einer Person und ihrer Verhaltensweisen. So auch bei Guttenberg:
"Als 13-Jähriger hält Guttenberg seine ersten öffentlichen Reden. Auf Feuerwehrfesten und Beerdigungen zwar nur, aber immerhin. Es gehe, trichtert ihm der Vater ein, "nicht darum, was die Leute hören wollen, sondern wie". Karl-Theodor habe das gleich beherrscht." (SZ.de, Hervorhebungen durch Krittel)
Und was die fachliche Substanzlosikgeit seines Handelns betrifft, die bereits in einem vorangegangen Blogartikel vermutet und deren genaue Kenntnis seinen Abgeordneten-Kollegen von mir unterstellt wird, freue ich mich über die Bestätigung der beiden FAZ-Biographen:
"Erhellend sind die Studien über Guttenberg als Wirtschaftsminister - ein skurriles Kapitel seiner Karriere, denn wenn man den Autoren glauben darf, hatte Guttenberg denkbar wenig Ahnung von seinem Metier. Seine Referenz, im eigenen Familienbetrieb Erfahrung gesammelt zu haben, erweist sich als Windei.(...) Der Wirtschaftsminister erscheint wie ein Geck mit aufgeblasener Vita." (SZ.de, Hervorhebungen durch Krittel)
Der Autor des SZ.de-Artikels endet mit der Feststellung: "(...)filmreif wäre diese Felix-Krull-Geschichte allemal." (SZ.de) Ich gebe zu, dass ich kein Thomas Mann-Fan bin und mir die Lektüre von "Tod in Venedig", "Der Zauberberg" und den ersten hundert Seiten von "Joseph und seine Brüder" wahrscheinlich dauerhaft genug dieser Kost sein werden. Aber auch die Inhaltsangabe auf Wikipedia erhärtet den Verdacht, dass an der Analogie von Guttenberg und Felix Krull etwas dran ist:
"Eine Zeit lang entwendet Felix hin und wieder Süßigkeiten aus einem Delikatessengeschäft. Als Diebstahl möchte er das jedoch nicht bezeichnet wissen. Dies sei ein abgenutztes Wort, das nur für den Pöbel gelte, nicht aber für seine Tat, die Tat „eines vom Schicksal Begünstigten“." (Wikipedia)

Guttenbergs Examensnote: Befriedigend im unteren Bereich

In den letzten Tagen war es mir nicht gelungen, die Examensnote unseres Lügen-Barons im Netz zu recherchieren. SZ.de klärt jetzt auf:
"Wie es hieß, sei Guttenbergs juristisches "Prädikatsexamen", mit dem er auch in seinem Lebenslauf warb, nur ein sogenanntes "kleines Prädikat" mit der Note "befriedigend" im "unteren Bereich"." (SZ.de)
Befriedigend im unteren Bereich, das ist - trotz juristischer Noteneigenarten und einer Prüfung in Bayern kein Ruhmesblatt und gibt so absolut gar keinen Hinweis auf einen schlummernden "summa cum laude"-Aspiranten. Ein paar Pünktchen weniger und eine Promotion wäre selbst mit Ausnahmegenehmigung nicht möglich gewesen.
Dass Zeitungen auch Bilder sprechen lassen können, beweist das Portrait von Guttenberg über dem Artikel. Zwar setzt er sein Dandy-Lächeln auf, aber inzwischen auf ein Gesicht, das von dem abstrusen Durchhaltewillen gegen alle Realitäten der letzten Wochen inzwischen gezeichnet ist. Es will uns sagen: Die Substanz hinter der Fassade stürzt in sich zusammen.

Sonntag, 27. Februar 2011

Guttenberg zum Psychologen!

Der Oberbefehlshaber unserer Armee ist ein Fall für den Psychologen.

Das sagt sinngemäß niemand geringerer als der Nachfolger des Doktorvaters unsers Silvio Guttenberg, Herr Prof. Dr. Lepsius - Staatsrechtler aus Bayreuth. Und zwar nicht (wie die CDU/CSU-Abgeordneten) hinter vorgehaltener Hand sondern öffentlich im Bayrischen Fernsehen. Sein Interview ist unbedingt sehenswert:

Ein Statement, dass an Klarheit, analytischer Schärfe und Mut zu deutlichen Worten nichts zu wünschen übrig läßt - im Gegensatz zu dem schneidigen Hochstapler-Baron. Des Volkes Masse sieht in ihm aber diese Eigenschaften genauso gerne verkörpert, wie es an der Vorstellung von der Kinderliebe eines Micheal Jackson festhalten wollte, komme was da wolle.

Doch endlich regt sich der Widerspruch der deutschen Intelligenz, des aufgeklärten Bürgertums, das sich - unabhängig von parteipolitischer Ausrichtung - nicht von der Kanzlerin und ihren Schergen in Sippenhaft nehmen lassen will.
Gerade dieser Angela Merkel, die das Glück erleben dürfte, aus einer propagandagetragenen Diktatur befreit zu werden, einer Frau, die der Demokratie alles verdankt, was sie seitdem erreicht hat, gerade dieser Angela Merkel hätte niemand zugetraut, in die Instrumentkiste von Bananrepubliken und Unrechtsstaaten zu greifen. Sachverhalte günstig für die eigene Partei und Meinung auslegen, in Ordnung. Das ist Tageseschäft. Aber offensichtliche Wahrheiten in ihr Gegenteil verkehren und weitermachen, als ob nichts geschehen wäre, das berührt die Geschäftsgrundlage unserer demokratischen Ordnung.

So gesehen ist die Diskussion um Guttenberg um einiges wichtiger als die Hartz-IV Diskussion oder die gefallenen Soldaten in Afghanistan. Denn ist dieser Weg einmal gangbar, wird er künftigen Regierungen, ob CDU, SPD oder wem auch immer, erlauben, sich über rationale Grenzen und Kritik des Volkes und Parlamentes schlicht hinwegzusetzen. Dann zählen gefallene Soldaten im Zweifel gar nichts mehr, dann werden auch sie zu "handwerklichen Fehlern". Weitermachen! Fertig! 

Und das will sicherlich die ganz überwiegende Mehrheit unserer Mitbürger NICHT, auch wenn sie es dank Bild, bild.de und BAMS bisher noch nicht weiß!

Freitag, 25. Februar 2011

Vertraut Bosbach: Er kennt Guttenberg besser!

Als ich gestern der Diskussion bei Maybritt Illner im ZDF über den Hochstapler Guttenberg folgte, wunderte ich mich zuerst, dass ein aufrechter Demokrat wie Wolfgang Bosbach dafür plädierte, einen überführten Dieb geistigen Eigentums, den deutschen Silvio Guttenberg, im Amt zu belassen, damit er sich dort in den nächsten Jahren bzgl. seiner politische Glaubwürdigkeit durch "Kernerarbeit" wieder bewähren könne. Ausgerechnet Bosbach, dachte ich, dem man den Anspruch von politischer Kernerarbeit abnehmen möchte, setzt sich für einen überführten Hallodri und Täuscher so vehement ein? Kann das alleine auf Machtkalkül zurückgehen?

Nein! Plötzlich kam mir ein Gedanke, eine Hypothese, die möglicherweise zu der Erklärung beitragen kann, warum vermeintlich integre, konservative Personen wie Bosbach, Merkel etc. für ein Weitermachen eines Blenders und Ehrenwort-Brechers wie Guttenberg stimmen:

Sie vetrauen aus ihrer direkten Erfahrung und der Kenntnis des Silvio Guttenberg fest darauf, dass es gar nicht notwendig ist, ihn wegen der Täuschung im Promotionsverfahren abzuservieren und damit einen eigenen Imageverlust zu riskieren. Sie sind noch viel überzeugter als der Rest der Republik davon, dass Guttenberg ein Hochstapler ist und in den nächsten Monaten an den politschen Aufgaben ganz höchstselbst und von alleine scheitern wird!

Sie geben ihm jetzt scheinbar gnädig eine Erprobungszeit, in der sich - soviel scheint sicher -  seiner Blendwerkzeuge nicht mehr bedienen können wird.  Denn Bosbach & Co. sind zutiefst davon überzeugt, dass hier ein charakterliche verankerter, unkorrigierbarer Fehler  bei Guttenberg zutage getreten ist, eine Inkompetenz und Unfähigkeit zu Sacharbeit, die ihn in absehbarer Zeit POLITISCH scheitern lassen wird. Deshalb können sie getrost abwarten, bis er selber den unausweichbarnächsten Fehler begeh und sich dann zurücklehnen: KT, Du hast die Chance zur Erprobung gehabt und nicht genutzt. Jetzt ist das Maß voll - und tschüss!

Diese These würde auch das eher zurückhaltende Auftreten der konservativen bei den letzten Debatten erklären: Allen Abgeordneten ist klar, dass hier über Jahre ein Hans-Dampf Karriere gemacht hat und verschwinden muss. Nur: Die Linken haben Angst, er könne sich wieder fangen und weitermachen, die anderen sind Parteifreunde brauchen diese Angst nicht zu haben, denn sie kennen seine Substanzlosigkeit und warten einfach auf den nächsten Inkompetenzbeweis, der so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche!

(Siehe auch Kommentar zu einem Artikel in www.sz.de)

Mittwoch, 23. Februar 2011

Lügenbaron Guttenberg: Rücktritt, jetzt!

Guttenberg hat keine "Fehler" begangen sondern fremdes, geistiges Eigentum gestohlen! Ein Dieb macht bei der Ausübung seiner Tat keinen Fehler sondern begeht eine Straftat. So einfach ist das. Das Herumgeschwätze eines Halbjuristen Guttenberg würde vor keinem deutschen Strafrichter auch nur einen Hauch von Eindruck machen. Und sein Verweis auf die angeblich fehlende Täuschungsabsicht ist so zwecklos wie derselbe Versuch eines Betrügers vor dem Kadi - wenn der Nutzen der Täuschung so klar auf der Hand liegt, sinkt die Glaubhaftigkeit der Aussage gegen Null. Denn gerade hier ist Obacht angezeigt, weil der Betrüger sich eben durch Eloquenz und Schönrednerei auszeichnet: wie im richtigen Leben so auch in der Verteidigungsrede!

Wer einen objektiven Tatbestand wie die massiv plagiierten Stellen der Dissertation unseres Oberbefehlshabers auf den Tisch legt, hat mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit auch den subjektiven Willen zur Täuschung bei seiner Handlung gehabt. Ein butterweiches Dementi mit zerknirschter Schwiegermutter-Liebling-Visage ist da zu wenig und tatsächlich des Betruges zweiter Versuch!


Dann die Posse von dem Verzicht auf dem Titel! Übersetzt in ein Strafverfahren wird die Arroganz und Selbstherrlichkeit des Herrn von und zu offensichtlich:

"Herr Vorsitzender - angesichts des Fehlers, den ich bei dem unabsichtlichen Nichtbezahlen der vollgestopften Jackentaschen an der Kasse gemacht habe, sehe ich handwerkliche Fehler meines Einkaufs ein und verzichte nicht nur auf den Inhalt der Taschen sondern auch freiwillig für ein halbes Jahr auf meine Freiheit!"

Wie großmütig! Nach der Überführung in der Beweisaufnahme nutzt ein Geständnis nun wirklich nicht mehr viel! Hier wird zugegeben, was andere nachweisen mussten und angeboten, wozu ohnehin verurteilt wird!

Herr Guttenberg ist nicht in der Rechtsposition, auf seinen Doktrograd zu verzichten, zieht diese Version aber gnadenlos populistisch durch! Anstatt den Anstand und die tatsächliche Ehre zu wahren, sich reumütig zu zeigen und auf eine angemessene Sanktion der zuständigen Stellen zu warten.

Auch hier stellt er sich wieder einmal über die Regeln. Meine Vermutung: Ein Mensch mit so einer Charakterstruktur kann nicht anders. Er ist in seinem eigenen System gefangen, in einem familiären und soziopsychischen System, dass ihn dazu getrieben hat, eine plagiierte Doktorarbeit einzureichen und mit dieser Lüge zu leben, um Achtung und Liebe zu gewinnen. Hier sehen wir eine Fassade, die rhetorisch brillant ist, indem sie auf scheinbar Standhaftigkeit und Prinzipientreue beruht. Tatsächlich ist es die aus Not erworbene Fähigkeit, den Schein zu wahren, sich den Anforderungen aus dem Umfeld anzupassen, mit markigen Sprüchen Sachverhalte soweit zu vereinfachen, dass alles gut wird und ist - dafür liebt ihn das Volk! Und ich glaube, das braucht er zutiefst. Insofern ist er alles andere als ein Mensch wirklich unbequemer Wahrheiten. Denn die sind in der Regel komplex, nicht simpel, und verlangen ein Mindestmaß an Reflexivität. Selbstreflexion oder gar Selbstzweifel dürfen bei Karl Theodor aber ernsthaft nicht aufkommen.

Was müssen wir tun, damit diese Posse endlich aufhört und der Mann zurücktritt?

Montag, 21. Februar 2011

Volksverarschung durch Guttenberg

Laut tagesschau.de hat Guttenberg soeben folgendes geäußert:
"Ich habe diese Arbeit selbst geschrieben. Ich stehe dazu, aber ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich geschrieben habe", sagte er bei seiner ersten öffentlichen Rede seit Beginn der Affäre. (...) Er selbst habe die Promotion über das Wochenende noch einmal gelesen und festgestellt, dass sie fehlerhaft sei. Er habe "an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren". Jetzt entschuldige er sich bei allen, die er durch seine Fehler verletzt habe - auch bei seinem Doktorvater."
"Blödsinn", der mit "summa cum laude" bewertet wurde und den er erst jetzt als solchen erkennt? Obwohl er ihn sogar noch als Buch publiziert hat (da schaut man ja doch noch wenigstens mal drüber, bevor es in den Druck geht)? Und den Überblick über die Quellen verloren? Dann gibt man so eine Arbeit entweder wegen Überforderung gar nicht erst ab, oder täuscht ganz bewußt - nämlich entgegen der beigelegten schriftlichen Versicherung sauberen wissenschaftlichen Arbeitens!
Hier werden wir jetzt kräftig von jemandem für dumm verkauft, der seine Haut retten möchte. Unglaublich wie abgezockt Menschen sein können, wenn sie einmal ihren Anstand verloren haben.... Ich hoffe zunehmend, dass die moralischen Eliten des Landes diesem Trauerspiel bald ein Ende machen!

Lösung für Causa Guttenberg: Einführung des Dr. gutt. jur. !

Wie wäre folgender Lösungsvorschlag, bei dem alle ihr Gesicht wahren können:

In allen Promotionsordnungen wird neben dem Grad des "Dr. jur." ein neuer Grad eingeführt, sagen wir einmal ein "Dr. gutt. jur.", der auch in allen anderen Fakultäten angewendet werden kann (Dr. gutt. rer. nat., Dr. gutt. ing etc.).

So können auch alle Scharlatane und Blender bedenkenlos promoviert werden (Hr. zu Guttenberg erhält den Titel mit dem Zusatz: Dr. h.c. gutt. jur. wegen Anerkennung seiner Vorreiterstellung in dieser Hinsicht) und die statistische Anzahl von Wissenschaftlern in Deutschland steigt signifikant. Hat doch beim Bachelor auch geklappt, insofern wäre es eine stringente Bildungspolitik!! Wenn jeder Depp schon einen Uni-Abschluss bekommen kann, warum sollte ihm bei ausreichender Dreistigkeit ein Doktortitel vorenthalten bleiben.

(siehe auch: Tagesschau-Blog)

Markus Söder - besteht auch er den Plagiats-TÜV?

Markus Söder weist biographische Parallellen zu Herrn Dr. von und zu Guttenberg auf: Auch er hat nur das erste juristische Staatsexamen absolviert, was ihm die Befähigung zum Richteramt ebenso wie zum Staatsanwalt bzw. zur Anwaltszulassung versperrt. In entsprechenden Kreisen ist es ein gesellschaftliches Manko, kein "Volljurist" zu sein.
 
Also hat auch er - wie Hr. Dr. zu Guttenberg - eine Promotion angeschlossen, vermutlich, um diese Schwachstelle zu kompensieren - eine wissenschaftliche Karriere dürfte jedenfalls nicht die Motivation gewesen sein! (Dass es scheinbar leichter ist, einen Doktorgrad zu erwerben als ein juristisches Referendarexamen, sagt viel über die Qualitätsanforderung für diese Art von Promotionen aus!)
 
Vielleicht ist es schon aufgrund dieser Parallelen interessant, mal stichprobenweise ein "Söderplag Wiki" aufzumachen und die Dissertation von Markus Söder auf Plagiate zu überprüfen!
 
Vom Habitus könnte es passen. Und wenn nicht: dann wäre zumindest bewiesen, dass auch nebenberuflich ein ordentlicher Doktortitel erlangt werden kann und nicht notwendigerweise ein "Dr. gutt. jur."!

Samstag, 19. Februar 2011

Plagiator Guttenberg: Enttarnung eines Posers

Ich gestehe es unumwunden: Meine Freude darüber, dass Herr Noch-Dr. Karl Theodor zu Guttenberg des wissenschaftlichen Betruges und der selbstherrlichen Hochstapelei überführt werden ist groß. Und zwar deshalb, weil hier ein Habitus endlich einmal dingfest gemacht werden kann, der sich gewöhnlicherweise hinter einer Fassade von Erfolg, gesellschaftlichem Ansehen und Machtausübung verschanzt.

Ich habe es doch als Rechtsreferendar selbst erlebt, wie sich Anwälte einer großen Kanzlei durch studentische Hilfskräfte in großem Umfang zuarbeiten ließen, um neben ihrer eigentlich Arbeit den so ersehnten Doktortitel überhaupt - sagen wir einmal: zulegen konnten. Herr Guttenberg hatte faktisch neben seinen Ämtern und Pöstchen überhaupt keine ausreichende Zeit, eine fundierte wissenschaftliche Arbeit samt Recherche, Ausarbeitung und Korrektur abzuliefern, das ist jedem offensichtlich, der über eine akademische Ausbildung mit entsprechender Abschlussarbeit verfügt.

Hier wird die Lebenseinstellung einer arroganten, selbstherrlichen Schicht deutlich, die glaubt, es komme lediglich auf eine dauerhafte Pose an, die Haltung simulieren soll und der es letztlich nicht auf Inhalte ankommt. So wie die jungen Möchtegern-Gangsterrapper in den Vororten "posen", so post auch diese exaltierte, narzisstische Gruppe, die zu der vermeintlichen Elite zählen möchte.

Wer die Einübung dieser Fehl-Haltung in realiter kennenlernen möchte, möge sich nur einmal in die juristschen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten des Landes begeben (z.B. ins Jurdicum Bonn oder Münster) und dort, vornehmlich in den Cafeterien (!) die zu Guttenbergs und Guttenberginnen von morgen beobachten: In Minaturformat sitzen sie perfekt gestylt vor ihren Kaffeebechern und betrachten das Studium an sich als äußerst lästiges Vorspiel eines gesellschaftlichen Daseins, das sie doch eigentlich auch jetzt schon führen können. Und warum sie eigentlich noch keinen Adelstitel führen, ist ihnen selbst ein Rätsel.

Gewöhnlich kommt man diesen Schaumschlägern nicht so richtig bei. Sie überstrahlen ihre mittelmäßig bis schlechten Leistungen mit ihrem glänzend, öligen Schaum, den sie unablässig schlagen. Während das gesunde Selbst auch einmal unter Rückschlägen leidet, scheint ihr Ego gegen die Realität abgeschirmt zu sein, sobald diese unbequem zu werden droht. Irgendwie schaffen sie es, immer noch im letzten Moment die Kurve zu kriegen. Zechbrüder der Studentenverbindung geben Hausarbeiten den nötigen Schliff, Verbindungen des Herrn Papa vermitteln renommierte Praktia oder den ersten Job. So what?

Wie befreiend, wie beinahe biblisch gerecht wäre es, wenn jetzt endlich einmal ein Elite -Poser wie Karl Theodor von und zu Guttenberg dingfest gemacht würde, wenn ein vermeintlich ganz großer Volksliebling mit dieser zutiefst unmoralischen und gesellschaftsschädigenden Lebenshaltung stürzen würde.

Denn er steht für einen Typus von Karrierist, der in unserer Gesellschaft sehr gut verzichtbar ist, in juristischen Seminaren, in Parlamenten, in Gerichten, in Cafés und Skihütten und Banken und überhaupt. Sie sind die Kuckucks-Eier in unserem Nest, die wir ausbrüten und mit durchfüttern.. Dabie leben sie nicht nur von den Texten anderer Leute, sie speisen sich von unserer kritiklosen Verehrung ihrer Pose!