Donnerstag, 6. September 2007

Starke Frau

Eine junge Frau sitzt mir gegenüber, sie ist mit einem Kopftuch verschleiert, eine Irakerin. Sie spricht mit Akzent, hat mir eben ganz selbstverständlich die Hand zur Begrüßung gegeben (was für deutsche Konvertitinnen zum Islam ein Tabu ist!) und legt mir ein paar amtliche Briefe auf den Tisch. Ihr Mann hat vor wenigen Monaten einen Schlaganfall erlitten, ist in Krankenhäusern, Rehakliniken und Heimen gewesen. Sie erzählt, dass er kaum sprechen kann. Wenn sie ihn besucht, so sagt sie, erzähle sie nur schöne Sachen, versuche ihn zum Lachen zu bringen. Er soll Ruhe haben, Ruhe vor all dem Chaos und den Schwierigkeiten, die inzwischen so alltäglich für mich geworden sind. Sie äußert keine Klage, beschwert sich nicht, hadert nicht. Sie möchte ihn nur wieder nach Hause holen, ihren Mann, der noch keine 40 Jahre alt ist und schon ein Pflegefall. Sie hat die Hoffnung, dass er wenigstens wieder laufen lernt. Ich wünsche es ihr und ihrem Kind sehr. Mit mir wird sie in den nächsten Monaten über die Dinge sprechen, die ihr Mann nicht erfahren soll, um in Ruhe genesen zu können. Eine zutiefst befriedigende Arbeit. Eine unglaublich starke Frau.

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