Dienstag, 18. September 2007

Wählen

Es ist im Kern eine Frage der Wahl: Brauche ich das alles? Brauche ich den Laptop und den DSL-Anschluss oder reicht mir nicht ein Bleistift und Papier? Brauche ich ein Auto oder reicht mir ein Fahrrad und die Bahn? Brauche ich einen neuen Fernseher oder genügt mir ein Leihausweis für eine Bibliothek?

Wir leben in einem Zeitalter, in dem so leicht und so günstig wie nie Kulturgegenstände verfügbar sind. Es ist eine sich überschlagende Hatz der fortschreitenden Mittel, bei der die Ziele überrannt werden und immer mehr verloren gehen. Hier ist das Zentrum der Wahl: der Zweck, das Ziel, die Mitte.

Ich ahne, dass ein lebenszentrales Kriterium nicht nur Ordnung sondern auch eine erlösende Einfachheit und Zufriedenheit in das Leben bringen könnte. Ein fixes Thema, das sich um die neuesten technischen Generationen von Mitteln nicht kümmert sondern auch mit Produkten der erwschwinglichen, vielleicht schon fast wertlosen 3. und 4. Reihe Vorlieb nimmt - ohne Schaden zu erleiden.

Was könnte ich alleine mit diesem Laptop anstellen - ein tragbares Komplettbüro, wie ich es mir immer gewünscht habe. Immer mehr wird es aber zu einem Ersatzfernseher, zu einem bloßen Passivinstrument der Unterhaltung und des Konsums.

Was war es für eine phantastische Vorstellung, dass man einmal mit einem Textverarbeitungsprogramm zeitungsgleichen Blocksatz herstellen könnte. Welche Publikationsmöglichkeiten würden hierdurch entstehen! Heute ist es ein profanes Leistungsmerkmal eines jeden Textverarbeitungsprogramms, das nebenbei auch noch Grafiken einbinden und Duplexdruck organisieren kann. Doch nutzen tue ich es nicht mehr. Keine Vereinszeitschrift, keinen Newsletter, keine sonstigen Veröffentlichungen. Höchstens mal ein Konzept für die Arbeit oder eine Seminararbeit für die Uni. Das hätte aber auch die alte Schreibmaschine getan. Im Zweifel auch der gute Füllfederhalter.

Lohnte sich der Aufwand? Der Anschaffungspreis? Wie groß wäre der Verzicht tatsächlich, wenn man sich gegen diese aufgeblasenen Techniken entscheiden würde? Und dafür wüßte, was man wirklich will. Handy abschaffen, wieder Briefe schreiben (geht alles, auch in der heutigen Zeit! Selbst die Vinylplatten sind erhalten geblieben). Ich könnte sogar zur Arbeit laufen und das Auto stehen lassen (oder verkaufen). Es gibt eine Wahl und scheinbar doch nicht.

Was ist wichtig? Was für Probleme habe ich tatsächlich? Und wie löse ich sie?

Unsere Gesellschaft hat etwas von einer Angstmaschine, die uns fürchten macht, dass wir Möglichkeiten verpassen, über deren Wert für unser Leben wir nicht nachdenken sollen. Aus dieser Angst kaufen wir jedes Werkzeug ohne darüber nachzudenken, was wir überhaupt bauen wollen.

Wählen!

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