Freitag, 5. Oktober 2007

Water Kempowski : Plankton

Sehe gerade ein Interview (SWR) mit Walter Kempowski. †

Er nennt die vielen kleinen Geschichten, die er in Form von Tagebüchern und privaten Zeitzeugnissen gewöhnlicher Menschen sammelt und verarbeitet, Plankton. Kleine, lebendige Organismen, die dem Volk gehören, überlieferungswert sind. Seine Arbeit, diese "planktösen" Teilchen einzusammeln, aufzubewahren und vor allem aufzuarbeiten, beschreibt er als eine demokratische, indem er diesen vielen Menschengeschichten eine Stimme verleiht.

Ich meine, es ist vor allem die Leistung, zwischen diesen Planktonteilchen einen Zusammenhang herzustellen; denn Zusammenhang (also hergestellte Ordnung) ist sinnstiftend, jedenfalls eine notwendige Bedingung für Sinn. Und auch nur unter dieser Bedingung ist sein Werk eine Werk und keine bloße (An)Sammlung.

Nichts anderes leistet die qualitative Sozialforschung in ihrer Tradition der Alltags- und Lebensweltnähe: Geschichten in einen Zusammenhang zu stellen und auf diese Weise eine höhere Ordnung, eine Form von Theorie in die Wirklichkeit zu bringen.

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