Samstag, 19. Februar 2011

Plagiator Guttenberg: Enttarnung eines Posers

Ich gestehe es unumwunden: Meine Freude darüber, dass Herr Noch-Dr. Karl Theodor zu Guttenberg des wissenschaftlichen Betruges und der selbstherrlichen Hochstapelei überführt werden ist groß. Und zwar deshalb, weil hier ein Habitus endlich einmal dingfest gemacht werden kann, der sich gewöhnlicherweise hinter einer Fassade von Erfolg, gesellschaftlichem Ansehen und Machtausübung verschanzt.

Ich habe es doch als Rechtsreferendar selbst erlebt, wie sich Anwälte einer großen Kanzlei durch studentische Hilfskräfte in großem Umfang zuarbeiten ließen, um neben ihrer eigentlich Arbeit den so ersehnten Doktortitel überhaupt - sagen wir einmal: zulegen konnten. Herr Guttenberg hatte faktisch neben seinen Ämtern und Pöstchen überhaupt keine ausreichende Zeit, eine fundierte wissenschaftliche Arbeit samt Recherche, Ausarbeitung und Korrektur abzuliefern, das ist jedem offensichtlich, der über eine akademische Ausbildung mit entsprechender Abschlussarbeit verfügt.

Hier wird die Lebenseinstellung einer arroganten, selbstherrlichen Schicht deutlich, die glaubt, es komme lediglich auf eine dauerhafte Pose an, die Haltung simulieren soll und der es letztlich nicht auf Inhalte ankommt. So wie die jungen Möchtegern-Gangsterrapper in den Vororten "posen", so post auch diese exaltierte, narzisstische Gruppe, die zu der vermeintlichen Elite zählen möchte.

Wer die Einübung dieser Fehl-Haltung in realiter kennenlernen möchte, möge sich nur einmal in die juristschen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten des Landes begeben (z.B. ins Jurdicum Bonn oder Münster) und dort, vornehmlich in den Cafeterien (!) die zu Guttenbergs und Guttenberginnen von morgen beobachten: In Minaturformat sitzen sie perfekt gestylt vor ihren Kaffeebechern und betrachten das Studium an sich als äußerst lästiges Vorspiel eines gesellschaftlichen Daseins, das sie doch eigentlich auch jetzt schon führen können. Und warum sie eigentlich noch keinen Adelstitel führen, ist ihnen selbst ein Rätsel.

Gewöhnlich kommt man diesen Schaumschlägern nicht so richtig bei. Sie überstrahlen ihre mittelmäßig bis schlechten Leistungen mit ihrem glänzend, öligen Schaum, den sie unablässig schlagen. Während das gesunde Selbst auch einmal unter Rückschlägen leidet, scheint ihr Ego gegen die Realität abgeschirmt zu sein, sobald diese unbequem zu werden droht. Irgendwie schaffen sie es, immer noch im letzten Moment die Kurve zu kriegen. Zechbrüder der Studentenverbindung geben Hausarbeiten den nötigen Schliff, Verbindungen des Herrn Papa vermitteln renommierte Praktia oder den ersten Job. So what?

Wie befreiend, wie beinahe biblisch gerecht wäre es, wenn jetzt endlich einmal ein Elite -Poser wie Karl Theodor von und zu Guttenberg dingfest gemacht würde, wenn ein vermeintlich ganz großer Volksliebling mit dieser zutiefst unmoralischen und gesellschaftsschädigenden Lebenshaltung stürzen würde.

Denn er steht für einen Typus von Karrierist, der in unserer Gesellschaft sehr gut verzichtbar ist, in juristischen Seminaren, in Parlamenten, in Gerichten, in Cafés und Skihütten und Banken und überhaupt. Sie sind die Kuckucks-Eier in unserem Nest, die wir ausbrüten und mit durchfüttern.. Dabie leben sie nicht nur von den Texten anderer Leute, sie speisen sich von unserer kritiklosen Verehrung ihrer Pose!

1 Kommentar:

Michael K hat gesagt…

Bei der Sache gibt es nur ein Problem. All die, welche nicht studiert haben, assoziieren mit Abschreiben das Abschreiben in der Schule und gewichten die Aktion dem entsprechend. Sprich: Alles nicht so schlimm, hat doch jeder mal gemacht.
Den Leuten zu kommunizieren, dass es etwas anderes ist als in einer Klassenarbeit zu schummeln ist das schwierigste und ich denke nicht, dass es gelingen wird. Leider